Die Idee stammt von Alejandras Vater. Der hat einmal vorgeschlagen, man solle mehr als die Hochzeit eines Paares dessen Trennung feiern. Nach vielen gemeinsam verbrachten Jahren steht nun die Trennung seiner Tochter von ihrem Partner Alex an, und da es sich bei beiden um ein unkonventionelles Paar handelt, wollen sie die Idee des freigeistigen Papas in die Tat umsetzen.
Wenn man das harmonische Zusammenspiel von Itsaso Arana und Vito Sanz betrachtet, mag man gar nicht glauben, dass sich ihre Figuren Ale(jandra) und Alex trennen wolle. Dennoch versichern sie sich und anderen immer wieder, dass ihr Entschluss feststeht.
Um das zu glauben, hilft es vielleicht, dass Ale eine Filmregisseurin und Alex ein Schauspieler ist und dass Ale sich gerade mit einem Film zum gleichen Thema beschäftigt. So erhält die Realität im Film ihren doppelten Boden, den Regisseur Jonás Trueba jedoch erst am Ende deutlicher in seinen Film einzieht.
Bis dahin geht es erst einmal darum, den Bekannten der Trennungswilligen deren Entschluss zu verkünden und sie gleichzeitig zur großen Party einzuladen. (Immerhin müssen sie sich manchmal erst einigen, ob sie diese oder jenen auch einladen wollen.)
Ein Trick des Films besteht nun darin, die verschiedenen Reaktionen im Bekanntenkreis zu zeigen und so den wiederkehrenden Situationen Farbe und Spannung zu verleihen. Wie werden die Freunde, der Nachbar, die Kollegen usw. reagieren? Sehr unterschiedlich – vom ungläubigen Staunen bis zum Verdacht, es handle sich um eine Folge mit der versteckten Kamera, sind viele Varianten darunter.
Trueba lenkt also unser Interesse auf die Reaktionen der Bekannten, auf die Gespräche von Ale und Alex mit ihnen. Hier wird dann deutlich, für wie wichtig er zwischenmenschliche Beziehungen hält. Da kommt auch Ales erstaunter Vater (Fernando Trueba) mit seiner Lektüreempfehlung von Kierkegaard ins Spiel. Die Liebe der Wiederholung sei in Wahrheit die einzig glückliche, habe der nämlich geschrieben. Ganz im Gegenteil zu der Idee einer großen Trennungsfeier, die der Herr Papa auch schon vergessen hat.
Ale und Alex – bezeichnenderweise macht nur ein Buchstabe den Unterschied aus – fahren derweil unverdrossen mit ihren Festvorbereitungen fort. Mit ihrem Eifer wecken sie den Verdacht, sie beabsichtigten, gewissermaßen im Leben einen neuen Film zu beginnen. Man mag immer noch nicht glauben, dass sie sich wirklich trennen werden. Er habe den Grund verbergen wollen, kommentiert der Regisseur im Presseheft.
Klassische amerikanische Komödien wie »The Awful Truth« von Leo McCarey seien für ihn Vorbilder gewesen. Sein spielerischer Umgang, etwa mit den behutsam eingesetzten Film-im-Film-Sequenzen, mit der Mitwirkung seines Vaters Fernando, der selbst ein bekannter Regisseur ist, sowie die ironische Reminiszenz an den Meister der Beziehungsdramen in Form eines Bergman-Tarots lassen an die erfrischenden Anfänge der Nouvelle Vague denken. Wie die jungen Franzosen damals auf Paris geblickt haben, so schaut Trueba auf das heutige Madrid.
Von François Truffaut wissen wir, dass es ein poetisches Kino gibt, einen Zufluchtsort der Phantasie, der mehr bieten kann als nur ein Abbild der Realität. Und dass es auch vom klassischen amerikanischen Kino inspiriert sein kann. Daran hat uns Jonás Trueba mit »Volveréis« erinnert.