Was von der eDIT übrig bleibt

Eva Kühne-Hörmann, die hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, hat die Notbremse gezogen. Nach Angaben des Ministeriums habe das Land insgesamt 15 Mio. in das Festival investiert. Im Jahr 2011 sind 575 Karten an Besucher verkauft worden, was bei Gesamtkosten von über 900.000 Euro auf einen Betrag von 1.500 Euro Subventionen pro Kinokarte hinauslaufe. Und das, obwohl die eDIT im vergangenen Jahr die höchste Besucherzahl ihrer 14-jährigen Geschichte vorweisen konnte. In der Verlautbarung des Ministeriums heißt es: »Das eDIT Filmmakers‘ Festival soll mit veränderten Inhalten und neuer Struktur weitergeführt werden. Für diese strategische Neuausrichtung erstelle eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der drei Träger des Festivals – Land Hessen, Stadt Frankfurt und Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien – sowie Mitgliedern des ehemaligen Fachbeirats und der Berliner Agentur peacefulfish zurzeit ein Eckpunktepapier. … Die Träger seien sich einig, daß die Neuausrichtung notwendig sei.« Offenbar wird eine »inhaltliche Weiterentwicklung auf die neuen Anforderungen der Branchen Film, Game und Musik sowie der digitalen Mediennutzung« angestrebt. Deshalb gelte es, das bisherige Konzept zu überarbeiten.

eDIT-Preisträger 2011: James Horner und Terry Rawlings
Seltsam ist es schon, daß die eDIT, die sich von einer abgehobenen Veranstaltung für Postproduction-Fachleute zu einer respektablen, auch für Kinogänger (sofern sie des Englischen mächtig sind) interessanten, hochprofessionellen Veranstaltung gewandelt hat, nun plötzlich zur Disposition steht. Noch bei der Pressekonferenz im letzten Jahr, die ja noch schlechtere Zahlen zur Grundlage gehabt haben dürfte, zeigten sich die Träger sehr zufrieden. Lunapark, die bisher beauftragte Agentur, zählt zudem zusammen mit den Teilnehmern an der Nachwuchsförderung eDward ca. 3.000 Besucher. Außerdem war die eDIT nicht zuletzt durch den Amerikaner Tom Atkin international gut vernetzt, wichtige Preise wurden hier vergeben, Mitarbeiter der richtungsweisenden Produktionsstätten wie Pixar kamen jedes Jahr nach Frankfurt und für Pixomondo, die oskarprämierte Frankfurter Produktion, war sie zum Knüpfen von Kontakten äußerst hilfreich. Insofern ist die Division der Subventionssumme durch die Zahl der verkauften Karten keine besonders kompetente Rechnung.
Wie’s nun weitergeht, weiß keiner. Die Agentur peacefulfish, deren in Auftrag gegebene Bestandsaufnahme laut Pressestelle des Ministeriums nur für den internen Gebrauch bestimmt ist, gibt sich mit ihrem Slogan »the place for financing the content industry« jung und dynamisch. Immerhin steht in der Koalitionsvereinbarung der hessischen Landesregierung, daß man die eDIT »langfristig sichern und ausbauen werde«. Wir sind gespannt.

Claus Wecker
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