»Plakatfrauen. Frauenplakate« im Museum Wiesbaden

Verführerisch, zart, süß, ernst, streng, Wäscherin, femme fatale: Die Inszenierung der Frau auf den Plakaten des Jugendstils richtet sich in erster Linie nach dem Geschmack des Zeitgeistes, und doch haben sich dort mitunter feministische, emanzipatorische Botschaften hineingeschmuggelt – kein Wunder, die Plakatgestalter waren doch oft auch selbst Frauen, die ihren weiblichen Modellen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine selbstbewusstere Ausstrahlung mitgeben wollten. Zu diesem Zeitpunkt wankten die gesellschaftlichen Vereinbarungen über die Rolle der Frau, Frauen hatten Zugang zu Universitäten und weiteren Bildungseinrichtungen, Berufstätigkeit war längst kein Fremdwort mehr, aber natürlich in vielen Haushalten noch schwer umkämpft. Die Schöpferinnen der Plakate standen ja nun selbst in Lohn und Brot, und doch sind sie wenig bekannt bis unbekannt geblieben. Eine Ausstellung in Wiesbaden rückt sie nun ins Rampenlicht.
70 Jugendstilplakate aus der Privatsammlung Maximilian Karagöz mit Arbeiten von Anna von Wahl, Rosa Bruntsch, Wera von Bartels, Änne Koken, Käthe Kollwitz, Margarethe Friedlaender, Clara Ehmcke und weiteren Grafikerinnen und Malerinnen laden ein, sich ein Bild davon zu machen. Sie entstanden in der Hochphase der Plakatkunst zwischen 1900 und 1921. Frauen waren damals oft Trägerinnen von Werbeinhalten, viel mehr als Männer – daran hat sich nicht viel geändert. Aber wie man sie darstellte, in welcher Pose man sie zeigte, verrät durchaus etwas über den Stand der Emanzipation: mondäne, unnahbare Damen im Pelz, vergnügungsbereite Flapper Girls mit kurzgeschnittenen Haaren. Frauen waren dem Bild des »Heimchen am Herd« längst entwachsen. Ihre Erfinderinnen eben auch. Und so emanzipiert und wegweisend sich deren Biografien auch lesen, darf ihr Stellenwert in der Geschichte der Vorreiterinnen der Frauenbewegung gerne frisch unterstrichen werden.
Im Museum Wiesbaden hat man die Werbe-Plakate dicht gehängt, damit sich die Besucher*innen wie in einem Wald aus Litfaß-Säulen fühlen, die als Orte der visuellen Kommunikation damals gerade einen Boom erlebten. Die schillernden Straßen der Großstadt, der Boulevard, und die allen zugängliche Kunst auf Werbeplakaten werden in dieser Ausstellung noch einmal heraufbeschworen.

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Foto: Georg Johann Köhler, Opelbad Wiesbaden, 1934,
Druck: Hauserpresse (Hans Schaefer),
Frankfurt a. M. Plakatsammlung Maximilian Karagöz,
Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert
Bis 16. Februar 2025: Di., Mi., Fr., Sa., So., 10–17 Uhr; Do., 10–21 Uhr
www.museum-wiesbaden.de

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