Die Frankfurter CDU sah es schon förmlich vor sich schwimmen, das neue Opernhaus Frankfurts, errichtet auf dem Gelände vom schnöden Baustoff-Großhandel Raab Karcher an der Mayfarthstraße im Osthafen, schön und schillernd wie die Elbphilharmonie in Hamburg. Dass daraus nichts geworden ist: klar, und eine Oper, welche zum achten Mal in den vergangenen Jahren und zum dritten Mal in Folge unlängst zum »Opernhaus des Jahres« gekürt wurde und mit einer spektakulären Auslastungsrate brillieren kann, braucht ja eigentlich keine Superhülle, es strahlt schon von ganz alleine. Doch die Frage steht im Raum wie der sprichwörtliche Elefant: wie lange noch?
Dass der in den 1960er Jahren errichtete, emblematische Bau am Willy-Brandt-Platz, den es sich mit dem Schauspiel teilt, heruntergekommen ist bis zur Unbespielbarkeit, diese Klage führen unisono Intendanten, Spielleiter und vor allem auch Bühnenmitarbeiter schon seit Jahren. Nicht nur die Bühnen- und Haustechnik, auch Einspiel -und Probenräume sind in einem ungenügenden Zustand, Aufzüge funktionieren nicht, Klimaanlagen sowieso nicht, und das ist noch das Mindeste. Seit 2017 nun schwelt im Stadtparlament die Diskussion um Abriss, Neubau, Sanierung, Restaurierung, Platzierung, wo hin mit den Probenbühnen, wo hin mit dem Kulissenbau, Kulturmeile, Grundstückstausch – alles ist schlussendlich noch nicht entscheidend abgeklärt, in Grundzügen aber schon.
Entscheidungshilfe beim Thema, wie Theater- und Opernbauten in Zukunft aussehen könnten, leistet jetzt eine Ausstellung im deutschen Architekturmuseum – und das nicht zum ersten Mal. Schon 2018 gab es anlässlich der Frankfurter Diskussionen eine Schau zu diesem Thema, die zahlreiche Konzepte präsentierte, und die nordeuropäischen lagen da ganz weit vorn. Die neue Ausstellung nimmt diesen Faden wieder auf und stellt drei besonders geglückte Einrichtungen in Deutschland in den Mittelpunkt – München, Dresden und Mannheim. Als Prämisse gilt, den Theater-und Opernbauten einen Mehrwert an Bedeutung zuführen zu müssen, sie sozusagen frisch aufzuladen, um ihre Niedrigschwelligkeit einzuleiten.
Mehrere Kulturinstitutionen an einem Ort zu bündeln, der auch tagsüber seine Anziehungskraft ausspielen kann, hilft natürlich den städtischen Finanzen, lockt vielleicht aber auch ein neues Zuschauer*innenpotenzial an, und deswegen ist es gut, sich das einmal ganz genau anzuschauen.
Im DAM an der Henschelstraße im Ostend besteht bis zum 8. Dezember dazu die Möglichkeit.