Das Theaterhaus-Ensemble zeigt mit »Bli-Blip« wie man mit Duke Ellingtons Musik landet bei Piet Mondrians Farbkompositionen landet
Da sind sie wieder; Putzfrau und Putzmann, er in rotem, sie im blauen Overall, mit röhrendem Staubsauger, Hand- und Stubenbesen. Jetzt aber hat die zweiköpfige Museumsputztruppe in einem anderen Saal zu tun. Und wie wir das schon in »minimal animal« erlebt haben, als sie die Exponate zum Tanzen brachten, so dauert es auch hier nicht lang, bis die Zwei ihre Arbeit sein lassen und sich für den Raum, den sie sauber machen sollen, zu interessieren. Und für die Geräusche. Oder ist es umgekehrt? Sind es nicht die Geräusche und der Raum, die sich ihrer annehmen? »Bli-Blip« singt und swingt die Frau plötzlich, während ihr Handbesen über die weiße Wand streicht. Und ihr Partner lässt sich vom Gebläse seines Supersaugers zu einer klassischen Melodie verleiten.
Mit den aus dem Hintergrund aufklingenden Rhythmen aber behält der Jazz die Oberhand, und nun fängt auch die seltsame weiße quadratische Wand an, die Aufmerksamkeit der beiden zu fesseln. Sie scheint auf irgendwas zu warten, diese Wand. Auf die bunten Vierecke und schwarzen Streifen vielleicht, die Putzfrau und Putzmann bald entdecken? Und während aus dem neudeutschen Off Ella Fitzgeralds begnadeter Stimme Duke Ellingtons »Bli-Blip« immer ausgelassener singt, probiert das wippende Reinigungsduo in immer neuen witzigen Versuchen aus, wie man diese Vierecke und Streifen mit dieser weißen Wand so verbinden kann, dass sie auch zusammenpassen. Und schon wieder haben wir das Gefühl, dass es die Gegenstände selber sind, die den beiden heimlich beibringen, wohin sie gehören. Selbst wenn da zwischendrin mal ein schwarzes Brett solo im Chattanooga Choo Choo-Rhythmus unter dem Bild wie aus einem Tunnel hervor nach vorne stößt und wieder verschwindet, fügt sich das ins akustische Ganze.
Dass am Ende dieses von Anthony Haddon inszenierten faszinierenden Spiels ein echter Mondrian steht, seine »Komposition in Rot, Gelb und Blau«, wird den meisten der jüngeren Zuschauer genauso wenig sagen, wie die Information, dass der große niederländische Meister und Wegbereiter der Abstraktion leidenschaftlicher Mathematiker und großer Jazzliebhaber war. Aber spüren tun sie es gewiss. Und es ist so viel schöner als Rechnen.
Das von Günther Henne und Uta Nawrath ersonnene und wunderbar leicht präsentierte Stück aus Farbe und Tönen ist für Kinder ab zwei Jahren angezeigt, doch völlig altersunabhängig. Es lässt uns vergnüglich am Entstehen und Verfertigen eines grandiosen Bildes teilhaben, auf dem für Klein und Groß am Ende alles stimmt und zueinander passt. Vor allem, dass es endlich wieder auf dem Spielplan steht.