Studierende und Parkplätze standen im Fokus bei der Vergabe des DAM-Preises 2024 für die besten Bauten in Deutschland. Den Spitzenplatz sprach eine Expertenjury um den Chef des Deutschen Architektur Museums Peter Cachola Schmal dem neuen Studierendenhaus der TU Braunschweig zu. Ein luftiges – und durchaus auch lustiges – Ensemble aus gleichförmigen Raumodulen im Baukastenstil, das sich perspektivisch problemlos erweitern, um- oder auch abbauen ließe und tatsächlich so etwas wie Behaglichkeit ausstrahlt – an einer Uni! Zu den Besonderheiten dieses Projekts gehört auch die Vergabe dieses Auftrags durch den Uni-Bauherrn, dessen mutige Ausschreibung auf den Architekturnachwuchs zielte. Zugleich ist es zum ersten Mal, dass ein Erstprojekt – hier des Berliner Büros Gustav Düsing und Max Hacke – ganz oben auf dem Podest des DAM steht.
Rund 100 bis zum Frühjahr 1923 fertiggestellte Bauten standen vor Jahresfrist im Aufgebot für die Auszeichnung, von denen 24 in die engere Wahl und von diesen dann fünf auf die Shortlist der Finalisten kamen. Die Präsentation dieser Häuser plus einer Auswahl der besten Bauten deutscher Architekten im Ausland, dieses Jahr sind es zwei, findet seit 2007 im DAM-Museum statt, das nun zum letzten Mal vor seiner für den Herbst angedachten Rückkehr ans Sachsenhäuser Ufer zur Interimsadresse im alten Neckermann-Versandhaus/Telekom-Haus am Ostbahnhof (Henschelstr. 18) zur Besichtigung einlädt:
Zur architektonischen Spitze des Jahrgangs zählt auch der neue Kunstraum Kassel im Innenhof der denkmalgeschützten Kunsthochschule, der mit spektakulären Lichtlinsen als studentisches »Ausstellungslabor« fungiert, gänzlich aus Holz gefertigt ist und natürlich alle energetischen und ökologischen Vorgaben übererfüllt.
Um Parkplätze – und ihren Erhalt – geht es nur vordergründig beim Münchner Projekt Dante II am Reinmarplatz. Das Architektur-Büro hat über einem bestehenden Parkplatz nahe dem Münchener Olympiagelände ein Ensemble aus 144 Wohnungen erbaut, das zum Vorbild auch anderer städtischen Kommune werden könnte oder gar sollte. Unverständlich im Licht der diesbezüglichen Dispute, dass das nicht längst geschieht.
Den umgekehrten Weg erlebte der Kantgaragenpalast in Berlin, »Deutschlands bedeutendste Großgarage der Zwischenmoderne«, deren Treppenhaus 1929/1930 nach dem Vorbild des französischen Schlosses Chambord mit einer Doppelhelix-Betonwendeltreppe errichtet worden ist. Das vom Abriss bedrohte historische Gebäude wurde ohne substanzielle Verluste für Wohn- und Geschäftszwecke hergerichtet.
Das Einmalige an dieser Ausstellung ist, dass man sich sämtliche »Exponate« früher oder später auch mal vor Ort ansehen kann, selbst eine Rundreise könnte man daraus basteln, die allerdings recht eingeschränkt wäre. Längst hat man sich daran gewöhnt, dass das Gros der meist an öffentliche Aufträge gebundenen kreativen Architektur in Berlin und der südlichen Hälfte der Republik stattfindet, genauso wie daran, dass auch die Architekturbüros zumeist in der Hauptstadt siedeln. Nicht nur im Westen, auch im Osten der Republik dagegen nichts Neues, worüber zu staunen wäre. Eine wunderbare Ausnahme und wohl in einer Vorahnung des Wim-Wenders-Film »Perfect Days« gekürt: die Parktoilette in der Belvederer Allee im Park an der Ilm nahe der Altstadt von Weimar. Ein kleines Gesamtkunstwerk, das hoffentlich würdige Nutzer findet. Frankfurt ist dieses Mal nicht dabei, dafür hat es der Casals-Saal in Kronberg in die Top 24 geschafft.